Anatomie und Physiologie der Haut
Felderhaut und Leistenhaut
Nach ihrer feinoptischen Beschaffenheit unterscheidet man die sog. Felderhaut von der Leistenhaut. Kennzeichnend für die Felderhaut ist eine - wie der Name schon ausdrückt - Felderung der Oberfläche. Etwa 95 bis 96 Prozent des Körpers sind von ihr bedeckt und sie ist mehr oder minder dicht behaart. Die Leistenhaut (so benannt nach ihrer durch Längsrillen gekennzeichneten Oberflächenstruktur) findet sich an den Handinnenflächen, den Fußsohlen und den Fingern. Sie weist keine Behaarung auf.
Aufbau der Haut
Grundsätzlich unterscheidet der Dermatologe drei Schichten, die zusammen die Haut bilden. Die Oberhaut (Epidermis) ist die äußerste Schicht. Unter ihr liegt die Lederhaut (Corium oder Dermis), von der wiederum die darunter befindliche Unterhaut (Subcutis) zu trennen ist. Ein Säureschutzmantel, der sich aus Schweiß und Talgdrüsensekreten zusammensetzt, schützt unseren Körper vor dem Eindringen von Feuchtigkeit und bekämpft krankmachende Keime. Dieser Säureschutzmantel wird als Hydrolipidfilm bezeichnet. Die einzelnen Hautschichten erfüllen unterschiedliche Funktionen und bestehen daher aus differenzierten Strukturen und Zellen. So finden wir beispielsweise in der Unterhaut neben Fettzellen und Bindegewebe die größeren Blutgefäße sowie Nerven, die insbesondere stärkere Druckreize weiterleiten. Die Lederhaut ist die Trägerschicht der Oberhaut und besteht aus elastisch-straffen Bindegewebsfasern, zwischen denen die feinen Blutkapillaren verlaufen, die die Oberhaut ernähren. Zudem liegen hier die Schweißdrüsen, deren Ausführungsgänge an der Hautoberfläche münden. Besondere Gebilde finden sich hier, wie die sog. Ruffini-Körperchen, die für die Wärmeempfindung, aber auch für Druck und Dehnungswahrnehmung bedeutsam sind, die Vater-Pacini-Tastkörperchen, ohne die wir keine Tiefensensibilität und kein Vibrationsempfinden hätten sowie die Krause-Körperchen (auch Krause-Endkolben genannt), die einerseits Kälte- andererseits auch Vibrationsreize aufnehmen sollen. Außerdem stellen freie Nervenendigungen die Schmerz- und Wärmewahrnehmung sicher. An der Grenzfläche zur Oberhaut befindet sich die sog. Zapfenschicht (Stratum papillare), die ihren Namen dadurch erhielt, dass sie die Oberhaut wie Nut und Feder mittels kleiner Zapfen, die ineinander greifen, verankert. Dadurch wird neben einer festeren Verbindung auch eine Oberflächenvergrößerung erreicht, die eine bessere Ernährung gewährleistet. Hier befinden sich auch die sog. Meißner- Tastkörperchen, die als Druck- und Berührungsrezeptoren das Berührungsempfinden ermöglichen. Die Stärke der Lederhaut ist recht variabel: Am Augenlid beträgt sie nur 0,3 mm, an der Handinnenfläche dagegen etwa 2,4 mm. Die unterste Schicht der Oberhaut trägt den Namen Stratum germinativum oder auch Stratum basale. Hier werden neue Zellen gebildet, die dann nach oben an die Oberfläche wandern. Es handelt sich also um das Regenerationsgebiet der Oberhaut. Auf ihrem Weg an die Oberfläche der Haut erfahren diese neu gebildeten Zellen in den einzelnen Schichten der Epidermis diverse Umformungen und werden zunehmend mit Keratin gefüllt. Wenn sie schließlich die Hornschicht (Stratum corneum) erreichen, besteht ihr Inhalt vollständig aus Keratin. Sie werden als Korneozyten bezeichnet. Jetzt bilden sie in etwa 25 bis 30 übereinander gelagerten Reihen die oberste Schicht unserer Haut, von der sie ständig abgeschilfert werden.
Funktion der Haut
Die Haut ist - wie schon erwähnt - ein Grenzorgan, das unseren Körper gegenüber der Umwelt mit ihren unterschiedlichen Einflussfaktoren schützt. Wie wichtig die Intaktheit der Haut für unsere Gesundheit ist, zeigt z.B., dass Verbrennungen, die bei Erwachsenen einen Anteil der Hautoberfläche von 15 Prozent überschreiten, als lebensbedrohlich einzustufen sind. Die Funktionen der Haut sind also umfangreich, wobei man passive von aktiven Vorgängen unterscheidet , die vielfältig miteinander verknüpft sind.
Die Haut schützt insbesondere vor
- Druck, Reibung und Stößen, also mechanischen Schäden
- Einwirkung von Fremdsubstanzen, also chemischen Schäden
- Folgen von Temperaturschwankungen, also Schäden durch Hitze und Kälte
- Eindringen von Krankheitskeimen, also Schäden durien, Viren, Pilze
- Verlust von Flüssigkeit, also Schäden durch Austrockung
- Schäden durch Strahlung
Die Funktion umfasst aber auch
- Die Hautatmung
- Ausscheidungsaufgaben
- Wärmeregulation
- Reizempfindungen
Neben diesen biologischen Aufgaben hat die Haut, genauso wie der Nagel, aber auch eine kosmetische und damit eine soziale Funktion. Denn die Haut ist der natürliche, optische Blickfang für uns Menschen und ihre Unversehrtheit ist von großer Bedeutung im zwischenmenschlichen Bereich. Eine wichtige Schutzfunktion kommt dem Säureschutzmantel der Haut zu. Dieser Film aus Fetten und Schweiß, Hydrolipidfilm genannt, verhindert an erster Stelle das Eindringen von Mikroorganismen, sorgt aber gleichzeitig für die Rückfettung der Haut und ist gegen die Gefahr der Austrocknung durch Feuchtigkeitsverlust wirksam. So ist er ein unverzichtbarer Faktor, um die Haut geschmeidig und widerstandsfähig zu halten. Über die Haut werden diverse Produkte des Körpers ausgeschieden: Harnstoff, Natriumchlorid (chemisch NaCl, Kochsalz), wässriger Schweiß, Wasser und Fette. Dies dient gleichzeitig der Temperaturregulation: Bei „Überhitzung“ des Körpers kommt es zu erhöhter Absonderung von Schweiß aus den Schweißdrüsen, der auf der Hautoberfläche verdunstet und damit eine Abkühlung bewirkt. Ist dagegen die Umgebungstemperatur niedrig, löst der Kältereiz eine Gefäßverengung und durch das Anspannen winziger Muskeln die „Gänsehaut“ aus: Die Körpertemperatur kann dann nicht so rasch absinken. Durch das Einlagern von Fett in das Unterhautfettgewebe erreicht unser Körper einen weiteren Kälteschutz. Gleichzeitig dient diese Fettschicht auch als Energielieferant und schützt tiefer liegende Organe. Alle diese vielfältigen Aufgaben erfolgen in kontinuierlicher, wechselseitiger Abstimmung, sodass in der gesunden Haut ein wohl ausgewogenes Gleichgewicht zwischen den einzelnen Funktionen vorhanden ist.
Nägel als Hautanhangsgebilde
In der dermatologischen Forschung spielen Fragen zum Thema Hand- oder Fußnägel nur eine relativ untergeordnete Rolle. Allerdings hat es in den letzten Jahren doch einige Fortschritte in Bezug auf die Kenntnisse des Nagelaufbaus und die Funktion der Nägel gegeben. So geht man heute davon aus, dass entgegen früherer Annahmen, die Nagelplatte bestünde aus Hornplatten, diese sich aus dicht gelagerten Hornfasern zusammensetzt, die eine erheblich größere Festigkeit gewährleisten. Auch wurde u. a. darüber geforscht, aus welchem Grund Nägel in der Regel quer und nicht in Längsrichtung einreißen. Die Erklärung liegt in der unterschiedlichen Richtung der Fasern in der mittleren Nagelschicht, die quer zu denen der beiden anderen Schichten angeordnet sind. Sicherlich wird es in der Zukunft weitere interessante Forschungsergebnisse hinsichtlich Struktur und biochemischer Zusammensetzung der Nägel geben.