Meisterschaftsmodellage Nail Art

„Die Talente sind oft gar nicht so ungleich, im Fleiß und Charakter liegen die Unterschiede“ (Theodor Fontane). Hartes Training, Flexibilität und Ausdauer ermöglichen jedem, sein Talent zu fördern und zu formen. Es steckt in jedem von uns. Aber nicht nur die Technik ist das Geheimnis für den Erfolg, sondern auch die Kenntnisse einer perfekten Bewertung. Passion nach Perfektion. Jeder Nail Designer möchte natürlich die perfekten Nägel fertigen können: dünne, grazil modellierte Verlängerungen, die zu einem Super-Hochglanz aufpoliert werden. Auch wenn Sie nicht selbst an Meisterschaften teilnehmen, nimmt doch jeder Nail Designer Tipps und Hinweise für die perfekte Technik gerne entgegen. Die beste Empfehlung, die man einem Nail Designer geben kann, ist die, seine eigene Arbeit ähnlich wie ein Jurymitglied kritisch zu beurteilen. Dann erkennen Sie, wie ein scheinbar schönes Set Nägel noch viel besser gearbeitet werden kann.

 

Aufgabe

Gerade bei der Bewertung als Juror muss vor allen Dingen die Aufgabenstellung, also die Ausschreibung der Meisterschaft berücksichtigt werden. Ob Studiomeisterschaft (also ca. halbes Nagelbett in freier Nagelspitze) oder Nationale Nail Design Meisterschaft, in der lange Modellagen mit hochgezogener Smileline gefordert werden. Auch Kategorien wie Schablonennägel und Tip mit Overlay werden immer mehr unterschieden. Wie bei Formel-1-Rennen werden viele der Errungenschaften bei der Technik und dem Material eines Wettbewerbes erst viel später den Weg in den Studioalltag finden. Um so wichtiger erscheint es, Wettbewerbe zu besuchen und daran teilzunehmen, wenn die Voraussetzungen hierfür gegeben sind. Die Anforderung, unter Zeitdruck einen perfekten Satz Nägel zu arbeiten, perfektioniert viele Handgriffe und Arbeitsweisen, die im Studioalltag gang und gäbe sind.

 

Modell

Falls Sie an einer Meisterschaft teilnehmen möchten, ist ein erster wichtiger Schritt die Suche nach einem passenden Modell. Jeder Nail Designer, der schon einmal eine Meisterschaft gewonnen hat, wird gerne bestätigen, dass ein Modell mit einer schönen, feingliedrigen Hand, einem prominenten Nagelbett und möglicherweise einer leicht gebräunten Haut die besten Voraussetzungen mitbringt, eine gute Bewertung bei der Jury zu erzielen. „Ein gutes Modell ist das halbe Preisgeld“, so raten Experten und Champions. Die Handform, die Form der Finger und die Nagelbettform werden zwar nicht beurteilt, doch haben diese Faktoren einen sehr großen, unbewussten Einfluss auf die Wirkung der Nagelmodellage auf die Jury. Wenn das Nagelbett verhältnismäßig kurz ist, kann auch die Verlängerung nicht zu lange gearbeitet werden, ansonsten erscheint diese unproportioniert. Da oft die gerade, eckige Form gewählt wird, kommt es dabei auf die Form der Finger und des Nagelbetts an. Je zierlicher die Finger, desto besser die Wirkung der Modellage. Eine leicht gebräunte Haut bietet einen tollen Kontrast zur French Modellage, denn das weiße Produkt kommt umso besser zur Geltung. Wenn das Modell keine gebräunte Hand hat, kann hier mit Selbstbräunern sehr viel erreicht werden. Aber Vorsicht, die Handflächen werden bei den meisten Selbstbräunern sehr schnell gelb. Achten Sie also darauf, dass Ihr Handmodell eine optimale Voraussetzung für die Modellage mitbringt. Regelmäßige Maniküren vor der Meisterschaft pflegen die Nägel und ergeben eine bessere Startposition.

 

Vorbereitung

Weitere 50 Prozent des Preisgeldes kann man in zwei gleichwertige Teile aufteilen. Gute Vorbereitung und perfektes Finish sind der Schlüssel zu einer hervorragenden Bewertung, die den heiß ersehnten Titel einbringt. Bei den meisten Meisterschaften wird die Erstellung einer French Modellage in einer vorgegebenen Zeit als Aufgabe gestellt. Also sollten Sie sich diese Aufgabe so einfach wie möglich gestalten und auf zeitsparende Techniken zurückgreifen. Auch die Farbe des Materials ist von großer Wichtigkeit und hat letztendlich Einfluss auf die Güteklasse der Arbeit. Die Gleichmäßigkeit der Smileline ist immer ein Bewertungskriterium. Um die Smileline gestochen scharf erscheinen zu lassen, sollte nie mit einem Pink Powder über die freie Nagelspitze gearbeitet werden. Ist die Smileline hingegen nicht so gut gelungen, können Sie mit Pink Powder eventuell ein wenig kaschieren. Wenn Sie Ihr Material ausgewählt haben, sollten Sie die Technik damit unter den unterschiedlichsten Voraussetzungen üben. Temperatur und Luftfeuchtigkeit haben einen großen Einfluss auf die Aushärtung und damit auf Ihre Arbeitszeit. Da Sie aber im Vorfeld nicht einschätzen können, welche Bedingungen am Start herrschen werden, sollten Sie auf jede Eventualität vorbereitet sein. Gerade beim Modellieren der Verlängerung fallen Ungleichmäßigkeiten der Farbe immer wieder auf. Ein Bewertungskriterium ist die Ebenmäßigkeit der freien Nagelspitze. Schatten und Wölkchen bedeuten Punktabzug. Gerade beim weißen Pulver ist daher ein konstantes Mischungsverhältnis von größter Wichtigkeit. Ein weiterer Tipp für den Produktauftrag betrifft das „dünne“ Arbeiten. Auch bei einer Studiomeisterschaft sind keine dicken Nägel gefragt. Wenn auch die Kundin im Studio unter Umständen etwas dickere Nägel braucht, weil sie sie beispielsweise sehr beansprucht, ist dies nicht die Aufgabenstellung bei einer Meisterschaft. Arbeiten Sie also die Modellage unter Berücksichtigung der Haltbarkeit und Statik des Nagels so dünn wie möglich. Beim Blick in den Tunnel darf nur eine äußerst dünne Haarlinie zu sehen sein. Der Materialansatz an dem Nagelfalz darf nicht zu sehen und auch nicht zu spüren sein. Manchmal ist der Augenschein trügerisch, also fühlen Sie vor dem Polieren mit den Fingern über den Materialansatz. Zu einer guten Vorbereitung gehört als ein wichtiger Punkt die Planung der Arbeit. Einige Tage vor der Meisterschaft sollten alle Materialien überprüft und in einer Liste zusammengestellt werden. Die Feilen, Buffer und Polierblöcke müssen neu sein, aber das Entgraten der Kanten kann in der Vorbereitung erledigt werden. Nicht vergessen: Einen zusätzlichen Satz Feilen und Blöcke mitnehmen, damit der Arbeitsablauf ungestört bleibt und Sie selbst dann weiter arbeiten können, wenn eine der Feilen nicht mehr einwandfrei funktioniert! Tips sollten im Vorfeld an das Modell angepasst werden. Lernen Sie die Größen auswendig, damit die Passform 100%ig stimmt und nicht erst während der Meisterschaft ermittelt werden muss. Planen Sie den Lageplan auf Ihrem Arbeitstisch. Nur das benötige Arbeitsmaterial sollte dort zu finden sein. Kleine Dinge, die sich oft erst auf der Meisterschaft herauskristallisieren, können die Arbeit maßgeblich behindern. Arbeitslampe, großes Handtuch, Papierauflagen, Zeletten und eine Flasche Wasser (zum Waschen der Hände). Hier eine Checkliste zur Vorbereitung auf eine Meisterschaft oder Prüfung.

 

Checkliste

  • Ausschreibung und Reglement mehrfach genau lesen und bei Fragen oder Unverständnis den Organisator bzw. Veranstalter um Erklärung bitten
  • Eigene Nägel kurz halten, bzw. keine Modellage tragen; dies erhöht die Arbeitsgeschwindigkeit
  • Personalausweis und Zertifikat rechtzeitig bereitl
  • Nägel und Hände des Modells am Tag vor der Meisterschaft entsprechend den Richtlinien vorbereiten
  • Tipgrößen und Schablonenart für den jeweiligen Finger merken, aufschreiben und lernen - spart Arbeitszeit
  • Materialien auswählen - vor allen Lacke ausprobieren
  • Feilen und Blöcke testen und entgraten.
  • Ausgeruht zur Meisterschaft buchen
  • Frühzeitig am Wettbewerbsort erscheinen, Arbeitsplatz einzurichten und gegebenenfalls noch Mängel mit der Wettbewerbsleitung zu klären
  • Aufbau des Arbeitstisches so gestalten, Ablauf gewährleistet ist
  • Dosen und Flaschen bereits aufschrauben, lose auf diese legen
  • Wichtiges Arbeitsmaterial gegebenenfalls mitbringen
  • Auf gute Arbeitslampe (Tageslicht) achten

 

Finish

Das Finish, also das eigentliche Arbeiten auf der Meisterschaft, ist aber letztendlich der ausschlaggebende Teil. Jeder Arbeitsschritt muss sitzen, um die Nervosität zu kompensieren, die sich bei den meisten Nail Designern einstellt. Viele Nail Designer sind mit ihrer Arbeit während der Meisterschaft nicht zufrieden. Dass die Arbeiten nicht hundertprozentig sind und vielleicht auch durch die nervliche Anspannung nicht sein können, ist verständlich. Nach Meinung von langjährigen Juroren nehmen sich Nail Designer nicht genügend Zeit, um perfekt zu lackieren. Immer wieder kann man beobachten, wie erst zehn Minuten vor Schluss mit der Lackierung begonnen wird. Wenn man bedenkt, dass in der Regel für die Lackierung die gleiche Punktzahl zu erzielen ist wie für die Smileline und berücksichtigt, wie viel Zeit die Teilnehmer für das Modellieren der Smileline verwenden, wird klar, wie schlecht hierbei die Zeiteinteilung eigentlich ist. Aber auch beim Polieren der Nägel bemerkt ein Juror oftmals den Zeitdruck. Während mit bloßem Auge die Nägel glatt erscheinen, sind die kleinen Kratzer mit der Jurybrille (ähnlich einer Lesebrille), die nicht aus dem fertigen Nagel herausgearbeitet wurden, deutlich zu erkennen. In den letzten Jahren wurde von den Feilenherstellern eine besondere Polierfeile auf den Markt gebracht. Diese verleiht der Modellage einen Hochglanz, der wirklich brillant ist. Doch beim genaueren Betrachten erkennt man die Rillen, die eine gröbere Feile hinterlassen hat und dies bedeutet wiederum Punktabzug.

 

Beurteilung

Das wichtigste Kriterium bei der Beurteilung einer Nagelmodellage ist die Gleichmäßigkeit beider Hände und die Proportion der Finger. Während die exakte Länge und die Form nicht vorgeschrieben werden, gehen bei diesen scheinbar simplen Kriterien oftmals viele Punkte verloren. Nur selten gibt es eine Meisterschaftsmodellage, die nicht in eckiger Form gearbeitet wurde. Die typische eckige Form wird mit gerade laufenden Seitenlinien und einer im 90°-Winkel gearbeiteten Formlinie modelliert. Die Ebenmäßigkeit der Modellage ist hiermit sehr viel leichter zu überprüfen. Erstaunlich ist vor allen Dingen, dass immer wieder Modellagen zu finden sind, die ungleichmäßig in der Länge der Nägel sind. Die Länge wird von der Sicht aus der Handfläche mit einem Rosenholzstäbchen und im Finger-zu-Finger-Vergleich mit der anderen Hand beurteilt. Wenn mit bloßem Auge ein Längenunterschied von 1 - 2 mm erkennbar ist, bedeutet dies bei einer Meisterschaft schon einen erheblichen Punktabzug. Es ist keine Seltenheit, dass bei diesen zwei Bewertungskriterien mehr als zehn Punkte einfach verschenkt werden.

 

Meisterschaften

Durch die Vielzahl von Veranstaltungen und Meisterschaften wurde eine große Bühne geschaffen, um einen Titel oder eine Qualifikation zu erlangen. Ob Landesmeisterschaft, regionale Vorentscheidungen, nationale und internationale Wettbewerbe oder gar die „Nailympics” – jede einzelne dieser Veranstaltungen bringt die Nail-Industrie ein Stück weiter in der Entwicklung von Technik und Material. Das Niveau und der Standard, der dort gezeigten Arbeiten ist in den letzten Jahren sehr viel besser geworden. Doch sind vor allen Dingen die Austragung einer Meisterschaft und die damit einhergehende Pressearbeit von großer Bedeutung für das Wachstum dieser immer noch aufblühenden Industrie.